Grundkurs Fels und Firn

Blaueisgletscher/ Hochkalter

 

 

Samstag,  06. Juni 2009

Am Samstag treffen wir um 7:00 Uhr am Parkplatz Hintersee ein. Der lang ersehnte Grundkurs „Fels und Firn“ auf der wunderschön gelegenen Blaueishütte steht an. Wir schultern die Rucksäcke, freuen uns mehr oder weniger auf 2 Stunden Zustieg nach der Autofahrt, wollen gerade losmarschieren.

Plötzlich poltert  Max, unser Hochtourenführer: „ Ja, was is denn des? Rucksäcke runter, jeder macht seinen Eispickel g´scheit fest. Stellts euch vor, da sind Preissn ob´n, die lachen uns ja aus! Eigentlich beginnt der Kurs ja erst am Gletscher, heut´ muss i schon am Parkplatz anfangen, des is ja ganz was Neues…!“

Wir wissen natürlich alle, wie man einen Eispickel am Rucksack befestigt, wollen Max nur testen…peinlich.

Das Wetter meint´s nicht so gut mit uns. Der erste Schauer erwischt uns schon auf dem Weg zur Hütte, wird auch nicht der Letzte bleiben - wissen wir aber zu dem Zeitpunkt noch nicht. Wir sind halt doch Greenhorns.

 

Der Blaueisgletscher oder das was noch davon übrig ist

 

Endlich sind wir am Gletscher, schnallen uns die Steigeisen an, stackseln rauf und runter, quer und gerade aus. Na, geht doch.

 

Na, geht doch Petra und Franz

 

 Nächster Punkt?!

„Sturzübungen auf steilen Firnfeldern“. Wir dürfen (oder müssen?) stürzen, ein steiles Schneefeld runter, immer wieder. Erst auf dem Bauch,

 

Max der Ausbilder beim Bremsen

 

dann auf dem Rücken, mal Kopf vornüber, mal Rolle rückwärts, anfangs etwas zögernd, bis es uns richtig Spaß macht und eine einzige Rutschbahn bald nicht mehr ausreicht -  synchron rutschen ist angesagt.

 

ob das bloß gut geht? „Überschlag im Duett“


 Ziel dieser Übung ist, sich bei einem etwaigen Sturz  so sicher und schnell wie möglich in die vorgegebene Ausgangsposition zu drehen.

Wir üben, bis nicht nur Knie, Ellbogen und wasserdichte Kleidung verschiedenster Art, sondern auch unsere Lachmuskeln überbeansprucht sind.

 

Elmar versucht sich mit den „Pickel Rettungsgriff“

 

Max ist zufrieden mit uns - tut wenigstens so -, und wir machen uns an die Gletscherspaltenbergung. Wäre das Gewitter nicht, das uns mit heftigen Regen jetzt erwischt, bei Schneefall, hätten wir uns eine Spalte graben können. Wir sind schon nass von unten, werden immer nässer von oben. Aber egal, Programm ist Programm, so fragen, rätseln, ziehen und bergen wir, was das Zeug hält. Gut, dass es dann doch keine echte Spalte war, wir würden wohl noch immer grübeln, und bergen mit Flaschenzug, lose Rolle und so..........

 

Schließlich friert´s auch den Letzten, nämlich Max, der nicht nur ein einziges Mal  raushängen lässt, dass nur er steigeisen- und wasserfeste Expeditionsschuhe anhat. Naja, es geht halt ned g´nau bei Altmannshofers.

 

ein hervorragender Stützpunkt für Ausbildung „Blaueishütte“

 

Beim Abstieg machen wir noch eine Exkursion in die Flora und Fauna eines Gletschers. Ein roter Belag beschäftigt uns - Algen. Max erklärt uns, wo Algen sind, ist auch der Gletscherfloh nicht weit. Er dreht einen Stein um, und wir merken förmlich, wie es ihm die Sprache verschlägt, sitzen doch tatsächlich 2 kleine Flöhe darunter. Anscheinend ist er manchmal selber erstaunt, dass das, was er sagt, auch stimmt. Schnell kommen wir aber zu dem Entschluss, dass er die Flöhe loswerden wollte und kurz vorher aus seiner Hosentasche unter den Stein gelegt hat.

 

Wir beziehen unser Quartier, lassen uns in der gemütlichen Stube aufwärmen, dürfen aber noch nicht entspannen. Bulin, gesteckter Mastwurf, Prusik, sogar der vornehme englische Spirnstich - wir knoten, was das Zeug hält.

 

Jirowetz beim Knoten (und Weißbier)

 

Beim Henkersknoten zum Abschluss rauchen uns die Köpfe. Endlich gibt es was für den Magen, dem Hirn reicht´s für heute.

 

wer will als erster den Knoten testen

 

Sonntag, 07. Juni 2009

Die Nacht war etwas unruhig. Zum einen hat Petrus lautstark die Schleuse aufgemacht. In unserem Lager ist aber auch ein nachtaktiver Träumer, der uns die ganze Nacht mitteilen will, dass er schwer zu Klettern hat und um sein Leben fürchtet. Er tut uns leid.

Frühmorgens bricht eine Gruppe Richtung Tal auf. Fast wünschen wir, unser kleiner Träumer ist dabei und wird von seinem Alptraum endlich erlöst. Wir werden es wohl nie erfahren…

 

Beim Frühstück scheint Max zwischen den dicken, grauen Wolken ein Stück blauen Himmels zu erahnen. Es ist aus mit der Gemütlichkeit, zahlen, packen, raus geht´s.

Wir suchen ein ideales Übungsgelände, besser gesagt wir lassen suchen, könnten´s ja eh nicht recht machen.

Was ist zu tun?

Bandschlingen legen, Klemmkeile und Camalots setzen, und zwar so, dass man sich auch darauf  verlassen kann. Diese Aufgabe muss doch zu lösen sein. Jeder Teilnehmer zieht los und sucht sich zu seinem ihm zugeteilten Werkzeug die passenden Spalten und Ritzen. Normalerweise macht man´s umgekehrt, man legt in die Felsspalte den passenden Friend. Macht nix, wir sind beschäftigt und somit zufrieden.

Nun geht es aber zur Sache. Wir  sollen einen Standplatz bauen, mit mindestens 2 oder 3 Fixpunkten, ohne Bohrhaken. Max ist in seinem Element, er hat sichtlich Freude daran, dass wirklich jeder der Mannschaft mit Eifer ans Werk geht.

 

jetzt geht´s auf

 

Bandschlingen werden um Felsköpferl gelegt, Kevlarschnüre durch kleine Sanduhren gezogen, Stopper, Hexentricks, Camalots und Friends in Spalten und Rissen versteckt

Camalot

 

 und mit dem Bauernflaschenzüge wird alles um den zentralen Sicherungspunkt fixiert. Als wir fertig sind, wird jeder Standplatz besichtigt, der Standfestigkeit in allen Richtungen unterzogen, bestaunt, für gut befunden oder eben auch nicht.

 

da kann die Margarete gut lachen, wenn alles hält

 

Für die meisten von uns geht´s nun zum gemütlichen Teil der Ausbildung über. Wir dürfen abseilen…vom Fels.

 

Lisa übt sich beim Abseilen, unterwiesen von Georg, dokumentiert vom Elmar 

 

Das macht Spaß, da lacht unser Kletterherz. Immer wieder fragen und diskutieren wir, bis Max endlich ein Machtwort spricht: pack ma z´samm, trink ma no an Kaffee auf der Hüttn.

 

Uns soll´s recht sein. Wir haben so viel gelernt und so viel gelacht, wir sind zufrieden mit dem Wochenende.

Schon schmieden wir Pläne, machen Touren aus, freuen uns schon, wenn wir uns wieder sehen. Und denken insgeheim daran, dass wir uns im nächsten Jahr wieder anmelden, wenn unser Max noch die Nerven für dieses Ausbildungswochenende hat.

 

v.l. Franz u Petra, Andy, Margarete, Franz, Lisa, Max, Georg, Elmar,

 

 

 

Bericht: Petra Jirowetz