Sextener Dolomiten, „Kaiserexpress“ und Alpsitze

Skitourenwoche des AV-Gangkofen vom 3.-8. April 2006

 

Teilnehmer:    Max Altmannshofer, Konrad Lex, Ulli Weiss,

                        nur Sextener Dolomiten: Michael Rettenbeck, Gudrun Coulon

 

 

Wie so oft, geht es auch dieses Mal wieder ganz woanders hin, als im AV-Hefterl steht: die Urner Haute Route ist geplant, aber wetterbedingt werden daraus die Sextener Dolomiten, zumindest von Montag bis Mittwoch.

 

 

Montag, 03. April 2006

Sonnen-hoffnungsvoll fahren wir morgens nach Sexten. Während wir uns im Unterlanerhof einquartieren, scheint auch noch ab und zu die Sonne. Um 11:30 Uhr starten wir vom Fischleinboden (1.465 m). Der Wirt am Parkplatz rät uns ab, denn der Himmel hinten ist recht dunkelgrau und er meint es käme ein Gewitter. Aber was wäre die Welt ohne Optimismus, und so entgegnet Max: „Naa, naa, des wird schee!“ und wir ziehen los, zunächst 20 Minuten flach, bis zur Talschlusshütte (1.526 m). Wir lassen diese neu erbaute, architektonisch schön geschwungene Hütte hinter uns und es hat schon längst angefangen zu schneien. Es ist kalt, schlechte Sicht und bis wir an den Sattel des Altsteiner Tales kommen, tobt der Schneesturm und ein Gewitterchen.

Die Einsicht überträgt sich langsam auf alle Fünfe, dass Umkehren wohl das Vernünftigste sei.
Unten schmecken uns dann Cafe und Kuchen und kleinlaut müssen wir dem Wirt mit seiner Prophezeiung Recht geben.
“Die Berge sind nicht alles im Leben – es gibt auch noch Wasser!“ Unter diesem Motto verbringen wir alsdann den Nachmittag im Innicher „Aquafun“, einer originellen Sauna- und Badeanlage, die nichts zu wünschen übrig lässt. Das Wetter bessert sich wieder, wir aber bestaunen die gewaltigen Felstürme der Sextener von den Panoramafenstern aus in Badekleidung und haben viel Erholung dabei. Abgerundet durch ein herrliches italienisches Essen, denken wir alle, dass es trotzdem ein sehr schöner Tag war.

 

 

Dienstag, 04. April 2006                                      HOCHBRUNNER SCHNEID“ (3.045 m)

Die Paradetour der Sextener wartet auf uns und heute passt alles: strahlend schön, in der Nacht fest durchgefroren. Wir starten um halb 9 wiederum vom Fischleinboden aus. Der Weg ist sehr abwechlsungsreich und uns faszinieren die mächtigen Felsen und Türme rundherum.

 

 

Allerdings ist es bitterkalt, grade so wie im Januar. Um 1 Uhr sind wir völlig allein am Gipfel und genießen die grandiose Fernsicht.

 


Auch die Abfahrt ist highlightmäßig mit dem neuen Pulverschnee und wir sinken nur langsam tiefer ins Tal, vor lauter Genuss.

 


Nun folgt die Sonnenterasse der Talschlusshütte mit Capuccino, Buchteln und Liege-stuhl, während Konrad die Zeit nützt und noch auf den Sextener Stein (2.680 m) flitzt.

 

 

Mittwoch, 05. April 2006                                                       SEXTENER STEIN“ (2.680 m)

Inständig hoffen wir, dass das Wetter noch aushält bis Mittag, aber dem ist nicht so. Nachdem wir anhand des Panoramablicks im Fernsehen jedoch feststellen, dass es auf der Alpen-Nordseite noch schlechter ist, brechen wir nochmals vom Fischleinboden aus auf.

Ich bin fast geneigt zu schreiben: „weiterer Bericht siehe Tag 1“, aber das stimmt natürlich nicht, denn es hat keinen Wind wie am Montag und die Sicht ist auch wesentlich besser. Nach knappen 3 Stunden erreichen wir den „Sextener Stein“, oberhalb der Drei-Zinnen-Hütte. Michi schickt mich verspätet in den April und verspricht mir einen Capuccino auf dieser Hütte, worauf ich mich aufrichtig freue. Aber – welch Schuft – ich hätte es mir denken können, dass sich eine Bewirtschaftung hier um diese Zeit nicht lohnt.

Lohnend ist aber wiederum die Abfahrt, weil wir schon wieder schönen Pulverschnee haben!

 

 

Freitag, 07. April 2006                        KAISEREXPRESS“ (Wilder und Zahmer Kaiser)

Wochenbrunner Alm ì Rote Rinnscharte î Hinterbärenbad ì Pyramidenspitze î über Eggergrinn nach Epps                                                                                                                   (2500 Hm)

Nachdem wir am Donnerstag Zuhause uns einen Ruhetag gegönnt haben, brechen Uli, Konrad und ich zu einer highlight Tour auf, dem sogenannten Kaiserexpress. Schon morgens um halb 5 sitzen wir im Auto, denn es soll eine langer Tourentag werden. Nachdem wir ein Gefährt in Epps, auf der Nordseite des Zahmen Kaiser deponiert haben, starten wir um ¼ nach 7 auf der Südseite des Wilden Kaisers an der Wochenbrunner Alm. (980m)

Bei wolkenlosen Himmel und 15 cm Neuschnee sind die ersten Tourengeher schon da, aber alle gehe auf das Elmauer Tor. Für uns heißt das, von Anfang an Spuren. Zuerst geht es sanft durch lichten tief verschneiden Wald, dann steil hinauf zur Gruttenhütte. Wir ziehen unser Spur weiter Richtung Roterinnscharte. Die Sonne leuchtete mittlerweile mit voller Kraft in die 40° steile Rinne und der auf 40 bis 50 cm angewachsene Neuschnee fordert  harte Spurarbeit. Ausnahmsweise können wir mit den Skiern bis in die Scharte (2171m) gehen, normal muss man die 300 Hm hohe Rinne mit Steigeisen bewältigen.

Trotz Lawinenstufe 2  ist höchst Vorsicht geboten, weil aus den steilen Felsrinnen bereits kleinere Lockerschneelawinen kommen.

Aus der Scharte tut sich ein grandioser Blick nach Westen zum Treffauer und Sonneck auf und in die Tiefe ins Kaiserbachtal  mit dem Wirtshaus Hinterbärenbad (829m). Vor uns liegt der Schalingerboden mit unberührtesten Pulverschnee. die Einfahrt in das Kar geht über eine ca 40° steile Rinne gefüllt mit 50 cm Pulver, das läst jedes Skifahrerherz höher schlagen. 

 

 

Immer wieder bleiben wir stehen, um die Abfahrt und das Kar mit seine steilen Wänden zu genießen. Direkt gegenüber ist nun die Pyramidenspitze (1998m) mit seinen 1200 Hm weisen und sonnenbeschienen Rinnen und Kars, durch die wir in den nächsten Stunden unsere Spur ziehen werden.

 

 

Von Hinterbärenbad müssen wir noch das Längegg überqueren, ein 100 Hm hoher Waldkamm bis eis heißt, Ski auf den Rucksack. Der steile Südhang ist im Talgrund bereit aper, so müssen wir eine ½ Stunde bis zur Kerneckhütte die Skier tragen. Nachdem ich wieder ½ Stunde Spurarbeit leistete und ich von Konrad eine Ablösung anforderte, kam nur die Antwort „Warts a moi, i glaub mei Bindung is kaputt“. Ich konnte es gar nicht fassen, tatsächlich die Bindung war irreparabel defekt, ein Teil des Vorderbackens war gebrochen. Wir saßen in einer schwierigen Lagen, noch 700 Hm bis zum Gipfel und über 1000 Hm Abfahrt vor uns, hinter uns 600 Hm Abstieg in das unbewohnte und endlose Kaiserbachtal. Nach einen fehlgeschlagenen Provisorium und Diskussion mehrer Varianten, entschieden wir uns, dass er mit einen Ski weitergeht. Teilweise war es für den Konrad extrem Mühsam, weil er immer wieder mit dem einen Fuß bis zur Hüfte in den Schnee einbrach. Schemenhaft konnte ich im Neuschnee eine alte Spur sichten, diese war gut, weil auf der alten Spur der Konrad mit dem Skischuh nicht so leicht einbrach. Die Spur war leider die falsche Fährte, sie endete auf einen rücken zur Kesselschneid. Nach eine Blick auf die Karte entschieden wir, dass wir über den Gr. Kessel und Kesselschneid (2001m) zur Pyramidenspitze gehen.  Uli und ich konnten noch die 1300 Hm Abfahrt durch die steile Egersgrinn genießen und nur bewundern mit welcher Zähigkeit und Geschwindigkeit unser Konrad abstieg.

Trotz allem und deswegen war es ein unvergesslicher Tourentag.

 

 

 

Samstag, 08. April 2006                                                                         Alpspitze“ ( 2628 m)

Nachdem wir in Benedikbeuern genächtigt haben, ging es am frühen Morgen nach Garmisch in eine Gegend, welche ich nur vom Klettern her kenne. Alpsitze heißt unser Ziel und wir wollen es von unten aus gehen. Ich war schon etwas Skeptisch, den nach 2500 Hm Spurarbeit am nächsten Tag wieder 2500 Hm darauf legen? Ich heiße nicht Konrad und bin 32 sondern Max und bald 51.Nach wenigen Metern habe ich wieder umgedreht und bin erst mal mit der Uli die Osterfeldbahn hoch zum Höllentorköpfl (2000m) gefahren. Von dort ging’s bei Traumwetter den Osthang hinter zum Fuße der Bernadeinwände  (1500m). Gemütlich konnten wir nun mit rund 100 anderen Tourengehern Richtung Grat über den es dann zum Gipfel geht gehen.

 

 

 Nach einen herrlichen Gipfelaufenthalt, mit Blick auf für uns unbekannte Berg, wie Zugspitze, Dreitorspitz und ins Oberreintal ging es über den bis zu 40° steilen Osthang und die 2500 Hm hinunter bis nach Garmisch.

 

 

 

Fazit: Trotz schlechter Wetterprognose und nicht Machbarer Urner Haute Route, hatte wir eine tolle Tourenwoche.

 

 

Bericht:           Montag – Mittwoch:       Gudrun Coulon

                        Freitag – Samstag:       Max Altmannshofer