„Sellrain-Express“ steht für 7000 Hm 6 Gipfel in 6 Tagen.
Sellrain-Express 1 Tag. 14.3.2010
Die Wetterprognose war alles anders als vielversprechend für die Durchquerung des Sellrains das zur Gebirgsgruppe der Stubaier Alpen gehören. Aus zeitlichen Gründen war mir eine Planung für eine Alternative nicht mehr möglich.
Wegen des schlechten Wetters starten wir erst am Sonntag und nicht wie geplant am Samstag, was zur Folge hatte, dass der Reservetag (Schlechtwettertag) schon von beginn an weg war.
Sehr früh mussten wir aufstehen, um nach 3h Anfahrt nach Axamer Lizum mit der ersten Bahn aufs Hoadl zu gelangen. Der 2340m hohe Gipfel mit seinem gewaltigen Gipfelkreuz war sicher der leichteste der gesamten Woche.
Gott sei Dank, hatte der Wetterbericht mal nicht recht, anstatt dichter Wolken und Schauer bot sich uns ein nahezu wolkenloser Himmel und so konnten wir hervorragend Einblick auf die bevorstehende Etappe nehmen.
Nach ein paar Schwüngen auf der Piste ging es steil 700 Hm über den unverspurten Rücken zur Kematen Alm.
Nun hieß es anfellen und nach gut 2h Anstieg erreichten wir den 2399m hohen Angerbergkopf. Nach einer ausgiebigen Gipfelrast kam erneut eine Abfahrt ins Fotscher-Tal nach Praxmar. Leider machten die 800 Hm wenig Spaß, weil man kann sich einen besseren Schnee als 1mtr grundlosen Schwimmschnee vorstellen.
Nun hieß es erneut anfellen für den letzten Teil der Etappe unseren Zielpunkt Potsdamer Hütte, die wir nach gut 1h erreichten.
Der überaus urige Hüttenwirt passend zur Hütte ließ mit einen üppigen Abendessen den Tag ausklingen.
Bericht: Altmannshofer Max
Sellrain Express 2. Tag – 15.03.2010
Von der Potsdamer Hütte über den Roten Kogel, und Lisenstal zum Westfalenhaus
Die Bewirtung auf der Potsdamer Hütte 2009 m, war hervorragend, die Stube gemütlich und die Hüttenleute wirklich nett (-> ca. 4 Jahre werden die beiden noch dort sein -> Besuch empfehlenswert).
Der Himmel am 2. Tag unserer Durchquerung war nicht mehr ganz so blau wie am 1. Tag, jedoch die Sichtverhältnisse sollten so bleiben, dass wir diese längste Etappe gut angehen konnten.
Kurz nach dem Start einer Gruppe Holländer mit Bergführer Hermann, machten auch wir uns auf die ersten 825 Höhenmeter auf den Roten Kogel 2834 m zu bewältigen.
Schon nach kurzer Zeit hatten wir die Gruppe überholt, denn Max mag es nicht, wenn jemand vor ihm geht.... Ein weiterer, aber unsichtbarer Begleiter, auf diesem Abschnitt war ein guter Wind, der sich vor und auf dem Gipfel zu einem richtigen Sturm mit bis zu 80 km/h auswuchs.
Somit war klar: kein Gipfelbussi, kein Gipfelschnaps, keine Brotzeit oder gar etwas zu Trinken! Sondern im Eiltempo: Felle ab, Jacke und Mütze an und über den steinigen Nordgrat runterwärts Richtung dem riesigen Westhang, eigentlich eine Idealabfahrt über 1234 hm. Aber in diesem Winter ist ja alles ein bisschen anders und es begann eine interessante Abfahrt mit abwechslungsreichem Schnee bzw. viel Gries und Triebschnee. Viele von uns verschwanden deshalb auch immer wieder in diversen Löchern und mussten sich wirklich „frei- und aufkämpfen“.
Im Lisenstal angekommen ging es per Einkehrschwung direkt ins selbige gemütliche Gasthaus Lisens.
Dort verwöhnten wir uns mit Kaffee und Kuchen, bevor wir uns aufmachten die knapp 800 hm auf das Westfalenhaus 2273 hm zu absolvieren.
Auch die „Holländer-Gruppe“ war wieder in Sicht und Max sprach „Gas geben“, denn wir lassen uns doch nicht „zrucküberholen“!
Mitten in Tirol wird das Westfalenhaus doch tatsächlich von einem italienischen Pächter bewirtschaftet und zum Abendessen verwöhnte man uns mit ital. Pasta. Auch lernten wir dort, dass Flaschenwein günstiger ist als mehrere ¼ und hielten das dann die ganze Woche so. Schön war, dass der Wirt seine Hütte so gut aufheizte, dass wir es überall mollig warm hatten und auch unsere Schuhe am nächsten Tag 1 a trocken waren. Unser Lager im Westfalenhaus hingegen war eher ein wenig außergewöhnlich, zwar super sauber und warm, aber nur in extrem gebückter Haltung oder auf allen Vieren zu erreichen. Trotzdem die toll renovierte Hütte machte Spaß.
Bericht: Margarete Drexler
3. Tag
Dienstag:
Ein Blick aus dem Fenster bestätigte die Wetterprognose -
leider! Wir ließen uns Zeit mit Frühstück und Aufbruch, da uns die Vorhersage
auf Wetterbesserung ab Mittag hoffen läßt, doch noch einen Gipfel besteigen zu
können. So gingen wir bei leichtem Schneefall gemächlich los. Bereits nach
kurzer Zeit schneite es immer dichter. Schade, dass man vom buckligen Ochsenkar
und den vermutlich schönen Bergen so gar nichts sehen konnte. Der Aufstieg zum
Winnebachjoch auf 2.788 m wurde zum Schluss immer steiler. Gut 10 Meter unter
dem Joch kämpfte Max mit etwa 40 cm Neuschnee bei denkbar ungünstigem
Schneedeckenaufbau. Bei der Hangneigung stand nun unterhalb von ihm gar keiner
mehr. Auch weiter links - hier wäre der tiefste Punkt des Jochs - ist kein
Durchkommen, es ist einfach zu steil. So blieb nach etwa einer halben Stunde
nicht anderes übrig, als die Ski abzuschnallen und zu Fuß die letzten Meter
zurückzulegen, was bei der Schneemenge kein leichtes Unterfangen war.
Auch die Abfahrt zur Winnebachseehütte, 2.362 m, war aufgrund der schlechten Sicht schwierig. Wir tasteten uns Meter um Meter in dieser weißen Einheit aus Schnee und Schneeflocken weiter bis endlich die Hütte wie aus dem Nichts auftauchte. Wie schön ist der Anblick einer Hütte mit rauchendem Kamin. Wir machten erst mal ausgiebig Brotzeit. Den Nachmittag verbrachten wir auf der Hütte, da die erhoffte Wetterbesserung erst am Abend ein paar Blicke auf die umliegenden Berge freigab.
Bericht: Gerda Wühr
3. Tag – Weg zur Winnebachseehütte
Der Hüttenwirt Ernesto gab schon Morgens die präzise Wetterprognose: „Schaut's raus aus dem Fenster, dann segt's ihr scho wie's wird.“ - Und es wurde noch schlimmer. Am Anfang ging es gemütlich los mit fünf Zentimeter Neuschnee. Als wir uns dann dem Winnebachjoch näherten, waren es schon vierzig Zentimeter. Zur Scharte ging es steil hoch. Laut Karte war der Hang im obersten Stück sicherlich mehr als 40° geneigt. Max spurte nicht mehr, sondern kämpfte sich nur noch durch eine eineinhalb Meter hohe Schneewechte. Leider war die Schneedecke nicht sehr kompakt und Max rutschte zweimal den Hang hinunter. Letztlich sind wir dann alle die letzten Meter zu Fuß hochgestiegen. Eigentlich wollten wir noch auf den 3180 m hohen Gipfel des naheliegenden Winnebacher Weißkogels. Aber Richard formulierte es trefflich: „Bei diesem starken Schneefall und den schlechten Sichtverhältnissen wäre das nur ein Gipfel für die Statistik.“ Also entschieden wir uns anders und fuhren direkt zur Hütte ab. Das war wirklich die beste Entscheidung. Denn so genossen wir nach der frühen Ankunft um 14:00 Uhr einen gemütlichen und entspannten Tag auf der Hütte. Max und Christiane hatten ihre Lernsachen für den Spanischsprachkurs dabei. Da hatte Klaus wohl die Rucksäcke nicht gründlich nach überflüssigem Ballast kontrolliert. So kamen beide dazu ein bisschen Spanisch zu lernen. Das Wettrennen mit der holländischen(!) Gruppe von Skitourengehern , die uns vom ersten Tage an begleitete, ging an diesem Tag wieder für uns aus. Deren österreichischer Bergführer war wohl froh, dass wir die heutige Spurarbeit komplett übernommen hatten.
Bericht Martin Götz
4. Tag Mittwoch 17.3.2010
Um 8:15 Uhr starten wir von der Winnebach-Seehütte nach einem guten Frühstück. Es ist ein traumhafter Tag es hat ca. 30 cm geschneit, der Himmel ist blau und die Stimmung gut. An den steilen Hängen sind schon überall Lawinen abgegangen. Max, Klaus und Richard wechseln sich beim Spuren ab, das ist heute richtig harte Arbeit bei so viel Neuschnee. Wir gehen auf den Breitner Grießkogel 3287 HM der höchster Punkt auf unserer Tour. Vom Gipfel haben wir eine grandiose Sicht. Der Hüttenwirt und der Koch von der Winnebach-Seehütte kommen auch noch auf den Gipfel, bei solch tollen Verhältnissen nehmen sie sich einen Vormittag frei.
Nach kurzem überlegen entscheidet Max wir fahren das Grosstalltal ab, wir haben tollen Schnee und freuen uns über die bärige Abfahrt. Unten im Tal stoßen wir auf eine Alm dort gibt es eine kurze Pause bei Kaffee, Kuchen und Getränke.
Der Endspurt dauert noch eine knappe Stunde wir gehen zur Guben-Schweinfurter Hütte und setzen uns noch draußen hin um die letzten Sonnenstrahlen zu genießen. Das Abendessen ist gut und die Wirtin wird immer freundlicher. Bei soviel Neuschnee träumt so manch einer von Skihasen für die sie sogar die letzte halbe Wäschegarnitur anlegen würden.
Bericht: Streil Brigitte
5.Tag
Überpünktlich brechen wir nach einem ausgiebigem Frühstück kurz vor 8.00Uhr von der Guben-Schweinfurter-Hütte(2034m) Richtung Kraspesspitze(2953m) auf.
Steil geht es in der Sonne den Südhang hinter der Hütte hinauf. Klaus und Richard wechseln sich heute mit Max bei der Spurarbeit ab. Auf dem Weiten Kar verläuft die Spur wieder flacher und auch im Schatten. Bei der Querung des steilen Hanges unterhalb der Weitkar Spitzen zieht sich die Gruppe auf Grund der Entlastungsabstände von 10 bis 15 Metern weit auseinander. Die Abstände halten wir auch den Gipfelhang hinauf bei.
Einige aus der Gruppe deponieren ihre Skier kurz unterhalb des Gipfels, während die anderen ungeachtet der vielen Steine mit den Skiern bis zum Gipfelkreuz marschieren.
Wegen des starken Windes fällt die Gipfelrast sehr kurz aus. Beim Blick auf die zu erwartende Abfahrt nördlich der Finstertalerscharte(2779m) rutscht einigen aus der Gruppe angesichts der Steilheit das Herz in die Hose. Aber erst fahren wir ca 300m den Gipfelhang ab, fellen wieder an und steigen zur FinstertalerScharte hoch.
Zum Glück erweist sich die Abfahrt von dort als nicht so steil wie vom Gipfel aus gedacht und wir haben außerdem guten, "gführigen" Tiefschnee.
Bericht: Christiane Altmannshofer
Tourenbericht Sellrain 6-ter Tag.
Freitag 19.03.2010
Dortmunder Hütte Kühtai – Rietzer Grießkogel Flaurling/Oberhofen (Inntal)
1010 hm hinauf, 2300 hm hinab
0630 Uhr, noch im Aufstehen begriffen nehme ich das gurgeln in der Dachrinne wahr – Regen oder Tauwetter? Es hat 0 Grad auf 2000 Meter Höhe.
Nach einem sehr guten Frühstück und Kaffee brechen wir um 07:30 Uhr auf. Mit geschulterten Skiern marschieren wir durch das noch schlafende Kühthai. Nach kurzer Abfahrt geht es ab der Galerie in das Zirmbachtal hinein.
Nun ging es in strammem Schritt die mit einem Harschdeckel überzogenen Hänge hinauf. „Es ist jetzt wieder heiter und es wird immer wärmer – wir wollen deshalb keine Zeit verlieren.“
Bei einer kurzen Trinkpause wurde deutlich, dass es heute bei der Mehrheit der Gruppe etwas zäher läuft – das Schnitzel mit Pommes frites vom Vorabend liegen vielleicht quer im Magen.
Wir sind nicht alleine auf dem Weg zum Rietzer Grießkogel 2884m. Aufgrund der fortgeschrittenen Zeit und der starken Erwärmung entscheiden wir uns auf einer Scharte um 11:30 Uhr – ca. 150 hm unterhalb des Gipfels zur Abfahrt.
Die Rechnung, ohne anzufellen bequem das Törl zu erreichen, ging für die meisten nicht ganz auf.
Einige von uns – so auch ich – fellten gleich an.
„Ich bin zufrieden mit der Entscheidung, denn so muss ich mich nicht durch den bauchnabelhohen Schnee – ohne Skier – zur Flauinger-Scharte durchkämpfen.“
Die Abfahrt von der Scharte begann durch eine enge und steile Rinne, aber man konnte schon hier die herrlichen weiten Hänge sehen, die scheinbar nur auf uns warteten.
Die Sonne heizte uns jetzt schon sehr kräftig ein und der Schnee begann „abwechslungsreich“ zu werden – jetzt haben wir es eilig. Die Abfahrt durch das bezaubernde Tal endet auf ca. 1100 Meter Höhe – Ende Schnee!
Die verbleibenden 450 hm bewältigten wir, der Forststraße folgend und durch den Wald, mit den Skiern am Rucksack.
Der Zivilisation begegneten wir wieder am sechsten Tag in Oberhofen (650hm), wo wir uns in einem Markt mit angeschlossenem Kaffee – draußen in der Sonne – niederließen.
Zeit für Kaffee und Kuchen, nur unsere beiden Fahrer mussten leider die Fahrzeuge von dem Parkplatz an der Axamer Lizum beibringen (ein Kaffee fiel dann aber auch für die Fahrer noch ab).
Aus Sicht der Teilnehmer war das eine herrliche Woche, der Sellrain Express eine wunderschöne Tour. Wetter und Schnee waren überwiegend gut, die Ausblicke phantastisch und es gab keine Verletzungen oder Materialdefekte.
Vielen Dank dafür an unsere beiden Tourenführer Max und Klaus, die viel Spurarbeit leisteten – insbesondere nach den 40 cm Neuschnee am Dienstag.
Bericht: Arno Stoppe