Wie aus der
Skidurchquerung der „Niederen Tauern“ die Sarntaler Skidurchquerung wurde.
Es ist Samstag, 7.3.2009, keine 24h mehr bis zur Tourenwoche. In den nächsten 2-3h muss ich entscheiden, wo es hingeht.
Die Wetterprognose für die Woche war „Extremer Nordstau“, so dass die Durchquerung der „Niederen Tauern“ nicht mehr in Betracht kam. Südlich des Alpenhauptkammes war Nordföhn mit Sonne angesagt.
Zur Auswahl standen Abruzzen oder Dolomiten. In den Abruzzen war ich schon vor ein paar Jahren, dort war es sehr schön, die Berge sind fast 3000m hoch und dieses Jahr gab es sehr viel Schnee. Wegen der weiten Anreise von über 1000 km und der relativ kurzen Zeit war es aber doch keine Alternative.
Auch die weitere Option „Dolomiten – Durchquerung“ viel schlicht dem Lawinenlagebericht zum Oper. Bei Stufe 4 kommt es einem Selbstmord nahe, in den steilen Kars der Dolomiten herumzulaufen.
Mir blieb nichts anderes übrig, als bei Peter Keil „30 Skidurchquerungen zwischen Dauphine und Niedere Tauern“ zu schmökern und wurde auch schnell fündig.
Durchquerung der Sarntaler – Alpen sollte das Richtige sein. Dann war Eile angesagt, die Seiten einscannen, Materialliste anpassen, die Beschreibung kopieren, Abfahrt festlegen, per Mail an alle Teilnehmer verschicken und und.....
Am
Pensajoch v.l. Peter, Gerda, Michi, Rainer, Christiane, Max, Arno. Foto Richard
Nach einer kurzen Nacht fuhren wir um 6:00 morgens bei mir zu Haue weg. Um 7:15 luden wir noch Arno und Gerda am Bhf. in Rosenheim auf und dann ging es ab in den Süden.
Um 9:30 stellten wir unsere Autos in Sterzing am Bahnhof ab. Hierher sollten wir mit dem Zug nach 4-5 Tagen zurückkommen.
Ausgangsort Bahnhof Sterzing
Nun ging es Schlag auf Schlag, Peter orderte das Taxi, Ausrüstungsscheck, Ausrüstung optimieren, VS-Kontrolle und bis wir schauten, saßen wir im 9 Sitzer Bus Richtung Pensa Joch. Stop, noch einmal zurück, denn wir brauchten noch eine Karte vom Gebiet.
Um 10:30 liefen wir in Egg auf 1493m an der Pensajoch-Straße los. Wir nahmen die Variante über die 3 Gipfel. Zuerst ging es 3h auf den Zinsler 2422m, wovon die letzten 200Hm zu Fuß über einen steilen Grat erklommen werden mussten.
der Grat zum Zinsler 2442m
Nach einer kurzen Abfahrt ins Gospeneider Jöchel 2303m hieß es wieder anfellen und es ging über einen Rücken auf den Hühnerspiel 2357m, worauf eine weitere Abfahrt ins Seiterbergjöchl 2170m folgte.
Abfahrt vom Hühnerspiel.
Hintergrund Pensajoch und rechts davon Gänsekragenspitze
Nun mussten das 3. Mal an diesem Tag die Felle aufgezogen werden, um auf die Gänsekragenspitze 2322m zu kommen, welche sich ca. 200Hm über dem Pensajoch befindet.
Endlich ging es mit wechselnder Schneequalität ins Val de Pennes, wovon die Hälfte der Abfahrt durchaus brauchbarer Firn war.
Abfahrt vom Pensajoch nach
Pens
Leider bekamen wir in Pens 1486m kein Quartier, so dass wir ein Taxi ordern mussten und im 3 km tiefer gelegenen Weißenbach beim Taxifahrer nächtigen konnten.
Pens
Montag, 9.März 09
Nach einem ausgiebigen Frühstück brachte uns der Hausherr (Taxiunternehmer) wieder zurück nach Pens. Leider war die Sonne des Vortages dem Schneefall und starken Wind gewichen. Doch schnell hatte die Sonne wieder die Oberhand bekommen. Was aber blieb, war der mehr als unangenehme Wind auf der Schönjöchelspitze 2337m.
Schönjöchelspitze 2337m
Die Abfahrt ins 1000m tiefer gelegene Durnholz über weite baumfreie und mittelsteile Hänge war ein Genuss. Die 2cm Neuschneeauflage auf hartem Untergrund ließen die Skier kraftlos ins Tal gleiten.
Durholzen
Nachmittags hatte sich noch einmal ein Teil der Gruppe auf den Weg gemacht, um die 2432m hohe Plattenspitze zu bezwingen.
Bevor wir das hervorragende Abendessen genießen durften, war noch ein Saunagang angesagt.
Dienstag, 10. März 09
Der Jägerhof im kleinen Ort Durnholz des gleichnamigen Tales war so gut, dass wir noch eine weitere Nacht blieben. Zudem lockte der höchste Gipfel der Sarntaler Alpen, die 2742m hohe Jakobspitze.
Durnholzen mit der
Jakobspitze rechts des Kirchturms
Bei herrlichem Sonnenschein spurten wir über die Südhänge ins Tellerjoch 2520m und gelangten dann über den langen Südgrat auf den höchsten Punkt des Berges. Leider hatte sich das Wetter verschlechtert, so dass auf eine längere Gipfelrast verzichtet werden musste.
Für den Rest des Tages war allgemeines Relaxen bei Weißbier, Kaffe, Kuchen und Saunagängen angesagt.
Mittwoch, 11. März 09
Der morgendliche Blick aus dem Fester versprach nichts Gutes. Leise rieselte der Schnee und die Gipfel waren in Wolken eingehüllt. Doch wie von Geisterhand griff der Nordföhn wieder durch und hatte die Wolken weggeschoben.
Zuerst ging es über den Durnholzer See und das schöne aber doch etwas lange Großalmtal 2h Richtung Fortschellscharte. Nach Erreichen der Waldgrenze verließen wir das Tal und erreichten nach weiteren 1,5h die 2581m hohe Kassianspitze.
Ein Schneegestöber verhinderte den hier so grandios beschriebenen Blick auf die Dolomiten. Stattdessen war Lawinenbeurteilung in den Triebschnee beladenen Rinnen bei schlechter Sicht Richtung Reinwald angesagt.
Abfahrt von der Kassiansitze
2581m
Zu unserer Überraschung hatte die auf 2094m hoch gelegene Gedrumalm geöffnet. Da die Wolken der jahreszeitlich bedingt kräftigen Sonne Platz gemacht hatten, konnten wir uns auf der Terrasse sogar sonnen.
Die weitere Abfahrt über dem Getrumtal ins 5 km entfernte Reinwald war zwar landschaftlich schön, doch skifahrerisch beschränkte es sich auf schieben und Bäume ausweichen.
Der 200Hm über dem Durnholzer Tal auf 1500m gelegene kleine Ort ermöglichte einen wunderschönen Tiefblick ins Tal. Leider sind der Skizirkus und die vielen geschlossenen Ferienwohnungen etwas störend. Dank Peters Quartiersuche nächtigten wir bei einer Südtiroler Bauernfamilie.
Donnerstag, 12. März 09
Bei wolkenlosem Himmel und 10cm Neuschnee ging es zuerst wunderschön dem Getrumbach entlang, bevor wir über die Rübner Alm das Totenkircherl 2186m erreichten. Der sich hier auftuende Blick über das Eissacktal auf die Dolomiten war gewaltig.
Blick vom Totenkirchl zur
Langkofelgruppe
Wegen der Lawinensituation konnten wir nicht direkt zum Villanderer Berg 2509 aufsteigen, sondern mussten zu den Villander Almen abfahren. Nach dem Aufstieg zum Rittner Bildstock 2149m teilten wir uns auf. Christiane, Peter und ich wollten noch über den flachen Rücken auf den Villanderer Berg. Da die Abfahrt in dem vom Winde gezeichneten Schnee nicht besonders reizvoll erschien, drehten wir auf dem Zwölfernock 2430m um. Mit grandiosem Dolomitenblick fuhren wir zum Gasteiger Sattel 2057m ab.
Blick über das Eissacktal in
die Dolomiten, im Vordergrund der Schlern
Nun hieß es zum letzten Mal anfellen, bevor es über das Rittner Horn 2259m und die Skipiste nach Pemmern, einem auf 1538m gelegenen Skiort hoch über Bozen hinab ging.
Für 45€ brachte uns ein Taxi zum Bahnhof nach Bozen und von dort ging es mit dem Zug zurück nach Sterzing.
Mit unseren Pkws fuhren wir noch ins Ridnauntal. Wegen des Langlauf-Weltcups gestaltete sich die Quartiersuche etwas schwierig, und vor allem schlug es sich auf den Preis nieder.
Im Zug von Bozen nach
Sterzing. v.l. Christiane, Richard, Gerda, Michi, Max, Arno, Reiner und Peter
Freitag, 13. März 09
Wieder war der nächtliche Schneefall der Sonne gewichen, so entschieden wir uns von Entholz über die Valtiglalm 1741m auf die Hochspitze 2424m zu gehen. Doch die mit Schneebrettern behafteten Hänge ließen nur den Aufstieg über einen Rücken auf die 2305m hohe Einachspitze zu.
mit Schneebretter behaftete
Hochspitze
Die Abfahrt über den knietiefen Pulverschnee war ein wahrer Genuss.
Michi´s Element
Wärmeinbruch und Anstieg der Lawinengefahr erleichterten uns dann die Heimfahrt.
Resümee:
Dem Wetter und der Lawinensituation angepassten Tourenwoche, auf der viel gelacht, relaxt, geschmaust wurde und dank der harmonischen Gruppe alle auf ihre Kosten kamen.
Bericht:
Altmannshofer