„Saoseohütte? Noch nie gehört“
Bericht einer abgeänderten Skitourenwoche in der
Schweiz
Vom: 09.03.
- 15.03.2008
Teilnehmer: Max
Altmannshofer, Christa Baumann, Rudi Vogl, Klaus Mölzl, Michael Rettenbeck, Richard Maier, Rainer Grünewald, Konrad
Lex, Ulli Weiss, Gudrun Coulon
Tourenführer: Max
Altmannshofer
So. 09. März 2008 (Bericht: Gudrun) „Claudia
ist nicht da“
Realp (~1.550) ì Albert-Heim-Hütte (2.541)) 1.023 Hm, ì ~2,5 h
Elend
früh starten wir am Sonntag aus den verschiedensten Orten Südostbayerns. Unser
Ziel: Urner Haute Route in der
Schweiz von Realp nach Engelberg. Wir bezweifeln bereits jetzt aufgrund des
Wetterberichtes, dass wir die Tour voll durchziehen können, doch die ersten
Tage könnten gelingen.
Michi und Klaus sitzen in einem Speed-BMW und warten schon 1 Stunde in Realp auf die anderen 2 Autos. Um 14 Uhr
sind wir alle vereint und beginnen erst einmal mit selbst gemachten Kaffee und
Kuchen auf einem Bankerl nahe dem Parkplatz.
In
2½ Stunden steigen wir dann zur Albert-Heim-Hütte
auf. Max ist sehr enttäuscht, dass die nette Claudia vom letzten Jahr nicht die
Hüttenwirtin ist, sondern ihr Vater Erwin. Jetzt muss er bald wieder hinauf,
weil es Anlass zur Hoffnung gibt, dass Claudia die Hütte demnächst übernimmt.
Wir anderen sind weniger traurig, denn Armin bekocht uns mit einem wunderbaren
Hirschmenü.
Mo. 10. März 2008 (Bericht: Gudrun) „Sei
kein Feigling – Abbruch“
Albert-Heim-Hütte (2.541)) ì Lochbergjoch (~3.500) î Realp (~1.550) 1.000
Hm, ì ~2,5 h
Es
schneit die ganze Nacht und von den gemeldeten Aufheiterungen ist am Morgen
nichts zu sehen. Optimistisch starten wir Richtung Lochberg – eingenebelt umtost uns der Wind mit Schneeflocken.
Am Joch beschließen wir einstimmig die Tour aufgrund des Wetters abzubrechen.
Ulli und Konrad haben noch für jeden einen Feigling als Überraschung parat, so
kann die Abfahrt locker angegangen werden.
Im windgepressten Schnee schwingen wir zu den Autos zurück und suchen in
Andermatt einen Internetanschluss.
Bald war klar, dass der Südosten der Schweiz Sonne verspricht. Ulli hat die
Idee auf die Saoseohütte südöstlich vom Berninapass zu gehen. Kennt keiner,
also doppelt interessant. Die Hüttenreservierungen werden allesamt
abtelefoniert und auf geht’s in die neue Richtung.
In Lugano übernachten wir in einem
schönen Hostel mit 10er-Zimmer namens Sanmartino
direkt über dem Bahnhof gelegen. Wir dinnieren in einer netten Pizzeria mit
verregnetem Seeblick und einem schielenden Ober, der Mühe hat mit unserer
Gruppe seine gewohnte Ordnung aufrecht zu erhalten. Nix wird aus meinem
ersehnten Uferspaziergang, wir sind froh schnell wieder in unsere Unterkunft zu
huschen.
Die. 11. März 2008 (Bericht: Gudrun) „Massage
in Lugano“
Berninapassstraße (1.622) über das Valle di Campo ì Saosehütte (1.989) 370
Hm, 1,5 h
Wau! Das Frühstück für 12 Fränkli in der
hotelzugehörigen Museums-Destillerie kann sich sehen lassen. Die Sonne scheint,
es ist warm und die Kamelien blühen prächtig! Michi schenkt jedem, der will,
als „Überraschung für die Gruppe“ eine Nacken-Kurzmassage auf der
Lugano-Berg-Seeblick-Palmen-Terasse.
Nach diesem Genuss schlängeln sich unsere 3 Autos entlang des Luganer und Comer
Sees. Wir genießen die grandiosen Ausblicke und Michi und Klaus genießen
außerdem eine kleine Schiffsfahrt mit ihrem BMW, weil Susi, ihre
Navigationsdame, den Weg so vorschlägt. Tja: wer ko, der ko.
Südlich des Berninapasses steigen wir am Nachmittag
bei Sonnenschein gemütlich zur Saoseohütte
über das Valle di Campo auf. Bruno,
der Hüttenwirt, begrüßt uns herzlich und versorgt uns mit Landkarten und Tourenvorschläge.
Abends schneit es wieder.
Mi. 12. März 2008 (Bericht: Rainer) „Ramses
… als Gutenachtgedicht“
Saosehütte (1.989) ì Piz Ursera (3.032) î Lago Valletta
ì Vedreit da Camp (3.045) î Saosehütte 1.600 Hm, 7,5 h unterwegs
Das Gedicht von Ramses dem Ägypterkönig bereitete uns
eine schlaflose Nacht. Morgens blauer Himmel.
Durch die frisch verschneite Winterlandschaft des Val Mura steigen wir auf Richtung Piz Ursera. Anfänglich folgen wir den Spuren einer Gruppe vor uns.
Nachdem wir diese überholen, müssen wir im schweren Schnee selbst spuren. Am
Grat holt uns der kalte und stürmische Wind wieder ein. Nachdem wir das letzte
Stück zum Piz Ursera zu Fuß stapfen,
werden wir mit einem sehr schönen Blick auf die Bernina-Pass-Region belohnt
Aufgrund der großen Neuschneemenge ist die direkte Abfahrt zum Lago Valletta nicht möglich. Der steile
Hang lässt sich aber umfahren, so dass wir eine traumhafte Pulverschneeabfahrt
genießen können.
Wir steigen wieder auf über die Vedreit
da Camp bis in eine Scharte (3.045m). Die geplante Abfahrt durch die steile
Rinne ist wegen der schlechten Sicht auch nicht möglich, so dass wir wieder
über den Gletscher (Schuss wegen Pappschnee) zum Pass da Val Mura und zurück zum Rifugio abfahren.
Abends schneit es wieder. Wir vertreiben uns die Zeit bis zum Abendessen mit
Käse- und Wurstplatten und freuen uns schon auf die Fortsetzung von Ramses dem
Ägypterkönig.
Do., 13. März 2008 (Bericht: Christa) „Bratwurst lag im Magen – hat
sie nicht vertragen“
Saosehütte (1.989) ì Piz Val
Nera (3.160) î Vedretta
di Val Nera
ì La
Valetta – Pass Val Mera î
Saosehütte 1.800
Hm, 7,5 h
Wir starten – wie üblich – als letzte Gruppe von der
Hütte los. Zuerst geht’s 1 Stunde das Tal hinein, bevor es in zig Spitzkehren
(die Abstände von einer Kehre werden exakt eingehalten) zum Colle Val Nero geht, wo der Fönwind
schon wieder kräftig bläst.
Max musste letztes Jahr im Ultnerhof wegen Magenunpässlichkeiten bleiben.
Chista wiederfährt nun ein ähnliches Schicksal, geht jedoch mit auf Tour und
speibt als Letzte der Gruppe die Spur voll, was auf die nicht vertragene fette
Bratwurst vom Vortag zurückzuführen ist.
Wir kämpfen uns zu Fuß ca. 200 Hm durch den Wind zum Gipfel des Piz Val Nera.
Als Abfahrt entscheiden wir uns für Pulver statt Bruchharsch und fahren über
das steile, lahnige (kräftige Einwehungen) Vedretta
di Val Nera ab.
Erneuter Aufstieg durchs La Valetta
zum Pass Val Mera und durchs nicht
aufgefirnte Val Mera zurück zur Hütte.
Zeitvertreib für die Hälfte der Gruppe: Schafkopfen (Gudrun ärgert sich über
ihr Herz-Solo, das sie nicht bemerkt).
Bergführer Hajo Netzer kommt überraschenderweise mit einer Gruppe Jugendlicher
ebenfalls auf die Hütte, unter ihnen Michi und Sebi aus Burgkirchen. Es gibt
ein fröhliches „Hallo“.
Fr., 14. März 2008 (Bericht: Max) „Skitausch
mit AHA-Effekt“
Saosehütte (1.989) ì Piz Cunfin (2.904)
î ì Punto
Zamprasea 3089m
î ì Pass da
Val Viola î Saosehütte 1.500 Hm, 7,5
h
Pünktlich um 8 Uhr starten wir Richtung Pass da la Viola. Wie schon gestern
verlassen wir am Lagh da Viola das
gleichnamige Tal. Den Talhatscher nützt ein Teil der Gruppe indem sie ihre
Skier tauschen. Manche probieren 5 verschiedene Ski aus, von 130 cm Länge bis
180 cm und von 800 Gramm/Ski bis geschätzte 3 kg/Ski. Die persönlichen
Erkenntnisse dieser Tauscherei waren sehr beeindruckend.
Im Zickzack und steiler werdend geht es nun zum Gipfel des Cunfin, den wir nach 2:20 h Gehzeit erreichen. Lange, windstille
Gipfelrast mit einem Tip von Richard „Kennt ihr den Song von Lisl Gerer? Finger
weg von meiner …………..?“
Schlechte Sicht, 1m eingewehter Schnee und 35° steile Hänge erfordern eine
sorgfältige Lawinenbeurteilung und ein leicht flaues Gefühl im Magen. Doch die
Querung in die Nordhänge des Piz Cunfin
wird leichter als befürchtet. Traumpulverschneehänge über 500 Hm hinunter ins Val Cantone sind dann der Lohn.
Anfellen wieder. Rudi legt uns eine schöne Zickzack-Spur in den Südhang des Punto Zamprasea, dessen höchsten Punkt
wir nach 1½ h erreichen. Nun kommt die Sonne heraus und stellenweise ist es
richtig heiß.
Wir fahren über den steilen, aufgefirnten Gipfelhang bis kurz vor die Casa Val Viola.
Wieder anfellen und Rainer hinterherstapfen für ½ h zum Pass Val Viola, bei fast tropischen Temperaturen.
Wie jeden Tag erreichen wir um 15:30 Uhr die Hütte wieder. Als „Überraschung
für die Gruppe“ lässt Richard eine Tessiner Platte auftischen und Michi zaubert
10 hartgekochte bunte Eier hervor. Mit dem kurzen Satz „Ostereier solle man
suchen“ wirft er diese in den Schnee. Rainer war der Finder und das barfuß.
Mittlerweile ist die Hütte voll geworden, wobei wir die Lautesten sind, weil
wir so viel zu lachen haben.
Sa., 15. März 2008 (Bericht: Max) „Fotoideen
am Gipfel“
Saosehütte (1.989) ì Motoul (2.517) î Berninapassstraße (1.622) 600 Hm, 4,5 h
Um 6 Uhr klingelt schon der
Wecker, nicht weil wir eine so lange Tour vorhaben, sondern weil Heimfahrt angesagt
ist. Nachdem wir uns vom sehr netten Hüttenwirt Bruno verabschieden, geht es
erst mal Tal abwärts bis zum Gehöft La
Tanta (1.828). Über lichte Lärchenwälder und abschließend über einen
steilen Südhang steigen wir auf den Motoul.
Windstill, sonnig und warm verweilen wir 1½ h auf dem Gipfel und genießen das herrliche
Panorama. Rainer liest uns Gedanken über die Berge vor, die zum Nachdenken
anregen. Wir lachen viel beim abschließenden Fotoshooting mit Hintergrund Piz
Palü und Bernina.
Bei der Abfahrt gibt uns Michi eine Lehrstunge im Bruchharschfahren. Wir marschieren
kurz die Passstraße hinauf und kehren gleich bei den Autos auf die sonnige
Terasse eines Gasthauses ein. Hier essen wir gemeinsam, ziehen Resumée der
Woche und fahren dann zufrieden übers Inntal wieder heim nach Südostbayern.