VS-Ausbildung der DAV-Sektion Gangkofen
Anschauliche Lawinenkunde auf der Rastkogelhütte

So wichtig das Mitführen von LVS-Gerät, Schaufel und Sonde bei einer Tour abseits der gesicherten Pisten ist, so notwendig ist es auch, die Handhabung dieser Gerätschaften zu üben bzw. erst gar nicht in eine lebensbedrohliche Situation zu kommen.
Und so folgten 22 Lernwillige der Einladung der beiden Skihochtourenführer Max Altmannshofer und Klaus Mölzl ins Zillertal, um am Freitag kurz vor Einbruch der Dunkelheit vom Parkplatz Atlas-Sportalm aus auf die 1 1/2h entfernte Rastkogelhütte zu gehen.

nächtlicher Hüttenanstieg

Leider fiel die geplante Mondscheintour dem Schleiervorhang, der sich vor den Mond schob, zum Opfer. Erst bei der Hüttenruhe konnte man auf die fast tagerhellte Zillertaler Bergwelt einen Blick werfen.
Nach dem theoretischen Teil am Samstagvormittag – Wetterkunde, Lawinenlagebericht richtig lesen, Risikomanagement – hieß es dann nachmittags bei einer kleinen Skitour das Gelernte parat zu haben.

die beiden Ausbilder v.l. Altmannshofer Max und Mölzl Klaus

Immer wieder wurden Schneeansammlungen in Rinnen und Mulden beurteilt, Hangneigungen mit der Snowcard bestimmt und über die Windrichtung in Hinblick auf die Schneeablagerungen diskutiert.
Schließlich wurden mehrere mit VS-Geräten bestückte Rucksäcke im Schnee vergraben und jeder „Schüler“ musste die „Verschütteten“ in möglichst kurzer Zeit orten, sondieren und ausgraben.
Die letzte Aufgabe des Tages bestand im Ausarbeiten der Sonntagstour.

Die 24 Personen, aufgeteilt in 2 Gruppen, verließen überpünktlich um 8:45 die Hütte. Zuerst ging es Richtung Sidanjoch, weiter auf den Kraxentrager 2423m und nach einer kurzen Abfahrt über einen Grat zu einem Sattel.

vom Kraxentrager geht es über den Grat ins Joch

Hier erklärte uns Max, dass eine direkte Abfahrt zur Pigneidalm wegen der Steilheit, > 35° erkennbar an hinuntergelaufenen Schneebollern, und der nächtlichen Einwehungen nicht möglich ist. Zudem ist es ein klares „Stop“, bei Lawinenstufe 3 (Erheblich) Hänge in dieser Steilheit zu befahren. Unter dem Gratrücken, vorbei an einer Felsnase, war es aber ungefährlich in flacheres Gelände zu gelangen. Max erklärte uns noch, dass er hier in der Zugzone des Schneebrettes steht und schon mehrfach ungefährlich das Eine oder Andere auslösen konnte. Bevor er wegfuhr, gab er uns noch genaue Anweisungen, dass die Querung nur in der Spur und auf sein Kommando einzeln befahren werden darf
. Nicht schlecht staunten wir, als Sekunden später exakt an der von Max prognostizierten Stelle der Hang auf über 50m Länge bis zum Grund abriss, in 1000 Schollen zerbrach und als heftiges Schneebrett ins Tal stürzte. Das war Lawinenkunde zum Anschauen. Wie vorgesehen aber etwas mühseliger, weil ja der Schnee teilweise bis zum Boden weg war, ging es der fast 1mtr hohen Abrisskante entlang ins flachere Gelände zur Pigneidalm.
das abgetretene Schneebrett

Nach ca. 150 Hm Gegenanstieg, der abwechselnd gespurt wurde, erreichten wir das Kreuzjoch und nach weiteren 100 Hm einen weiteren Gipfel, den Hochleger 2336m.

auf dem Hochleger 2336m

Auch das Wetter hatte sich zum Abschluss von seiner besten Seite gezeigt, so genossen wir noch eine wunderschöne Pulverschneeabfahrt und beendete schließlich dieses lehrreiche, lustige Wochenende.
Juhuu......

die Rastkogelhütte im Zillertal 2124m
die Kursteilnehmer vor der Rastkogelhütte (2124m)

Bericht: Petra Jirowetz / Max Altmannshofer