Wir trieben es kunterbunt

Bericht eines Alternativprogrammes zur Mont Blanc-Besteigung

 

 

Vom:                            08. - 14. Mai 2011

Teilnehmer:                   Max, Petra, Peter, Rainer, Gudrun

 

„Der Mont Blanc steht noch länger“ – so trösteten wir uns, denn der schneearme Winter schuf einfach keine guten Bedingungen für dessen Besteigung mit Ski. Im Engadin waren die Hütten bereits geschlossen und die Seilbahnen hatten Revision, also auch keine Alternative. So wurde diese Woche derart gestaltet:

So. 08. Mai 2011 (Bericht: Gudrun)                                                                                          „Gigg Gagg“

Klettertour „Differential X/Y“ im Bluntautal                                                              obligatorisch 6. Grad

Es war bis zuletzt spannend, ob wir nun zu viert oder zu fünft fahren würden. Das Omen eines Teilnehmers ließ diesen einmal zu-, dann wieder ab- und schließlich doch zusagen. Die Materiallisten wurden korrigiert und revidiert und schließlich waren wir alle sehr froh, dass unser 5. Mann letztlich doch dabei war.

Eine halbe Stunde Zustieg zur Differential ist ideal und es war kein Mensch da. Kaum waren wir eingebunden, ging der Run von unten los: 5 Seilschaften bahnten sich binnen kürzester Zeit hinter uns an. Ich selbst genoss kein Klettertraining diesen Winter und hatte so meine Anfangsschwierigkeiten.

Die Schlüsselseillänge der XY Differenzial Grad 6

 

Wir durchstiegen mit einer 2er und einer 3er Seilschaft die wunderschöne Wand bei angenehmster Temperatur. Dicht hinter uns eine Seilschaft älterer Damen, die an spitzen Bemerkungen, was uns anbelangte, nicht sparte. Wir ließen uns nicht aus der Ruhe bringen und seilten herrlich überhängend teilweise 4 Mal ab.

 

Letzte Seillänge des XY-Differenzial

 

Kaum wieder am Auto, fing es zu regnen an. Eigentlich wollten wir im Rauris hinten zelten an diesem Abend, aber wir waren uns einig, dass es besser ist Mühlbach aufzusuchen, wo wir eine trockene Ferienwohnung hatten.

Mo. 09. Mai 2011 (Bericht: Gudrun)                                                                        „Lagerfeuerromantik?“

Lechnerhäusl (1.192) ì Wasserfallalm (1.700) ì Hocharn (3.254)                           2.150 Hm, ì 5 1/2 h

                                                            Bergradl 1 ¼ h, zu Fuß 45 Minuten, mit den Ski 3 h reine Gehzeit

4 Uhr aufstehen ist immer hart, aber die Belohnung dafür bekamen wir an diesem Tag noch: Die Ski schnallten wir an die Stange vom Radl, die Skischuhe zogen die meisten von uns gleich an. Sehr steil ging es nun das Krummeltal bis zur Wasserfallalm hinauf. Da heißt’s die Kräfte gut einteilen und das Pulver nicht gleich verschießen für den Rest des Tages. Nun wird der Drahtesel aber stehen gelassen und zu Fuß durch die Blumenwiesen gestapft, bis auf etwa 2.100 Meter der Schnee los geht.

Über 500 Hm geht es steil zu den Lechnerhäuser

 

Wunderschön ziehen wir unsere Spuren durch die Gräben bis an die mächtige Nordflanke des Hocharns – allein der Anblick dieses Unikumhanges macht irrsinnige Lust auf’s Abfahren (man stellt sich natürlich immer Tiefschnee oder Traumfirn dabei vor)

Der Hocharn mit seiner 800 Hm hohen Nordflanke über die wir herunter fuhren

 

 Auf den Sattel links zieht es sich dann, aber nun sind es nur noch 200 Hm, die wir in trauter 5-samkeit rasch überwinden. Der Tag ist strahlend schön, aber leider ist es etwas ungemütlich windig am Gipfel (12:15 Uhr), wo wir von der Kolm Saigurner Seite zwei Tourengehern begegnen.

Gipfel des 3254m hohen Hocharn vl. Petra, Jirowetz, Max Altmannshofer, Peter Drexler, Gudrun Coulon, Rainer Grünewald

 

Und nun: wie wird er sein? Au weh, etwas hart und gepresst am Anfang, aber das dauerte nicht lange: feinster Firn tut sich auf und es ist ein unbeschreibliches Gefühl diesen 800 Meter Hang hinunter zu schwingen. Brotzeit machten wir erst, als die Wiesen wieder losgingen, damit uns der Schnee ja nicht sulzig wird.

Wauuuuuuuuuuuuu…..

 

Traumhafte Verhältnisse in der Nordflanke des Hocharn

 

Letzter Blick zu der grandiosen Abfahrt

 

Mühelos nun wieder zurück zu den Radln und auch hier wieder Abfahrtsgenuss bis zum Auto.

Nach einer kurzen Einkehr in Wörth fuhren wir zu unserem Zeltplatzerl im Seidlwinkltal. Dort bauten wir unsere Zelte auf, ein Trupp ging Einkaufen, der andere suchte Holz fürs Feuer.

Wir grillten gar Köstliches mit Pellkartoffeln und flüssigen Köstlichkeiten. Peter war soooo… glücklich, dass er wegen einer einzigen Nacht all das Graffl mitnehmen durfte!!!

Grillplatz am Beginn des Seidlwinkltals

 

Nicht vergessen darf man auch unseren golfspielenden Jäger, der mit uns plauderte …

Die. 10. Mai 2011 (Bericht: Gudrun)                                               „Herausforderung: Autos Umpackeln“

Schranke Seidlwinkltal (1.108) ì Rauriser Tauernhaus (1.528) ì Modereggs (2.930 bzw. 2850)

                                                                                                                                           1.900 Hm, ì ~5 h

                                                                             Bergradl 1¼ h, zu Fuß 1 h, mit den Ski 2 h reine Gehzeit

Immerhin genügte heute 5 Uhr aus dem Zelt kriechen. Und nun das gleiche Programm: Radln bis zum Rauriser Tauernhaus (erst mal recht steil, dann recht gemütlich), dann Ski an den Rucksack bis zum Ende eines kleinen eingezeichneten Pfades, der an der Weißenbachrinne endet. Hier schnallen wir die Ski an und es geht mal steiler, mal flacher diese riesenlange Rinne rauf.

 

 

Die Weißbachrinne

Es ist sehr warm, so dass wir leicht bekleidet gehen können. Wir verlassen die Rinne vor deren Ende linkerhand und gehen Richtung Moderegg. Peter und Max wollen auf die Noespitze, die ein knapper 3000er ist, Ich will auf den Gipfel davor, weil ich den noch nicht kenne und Rainer geht mit.

 

Noespitze 2930m

 

An der Weißenbachscharte beobachten wir eine Gruppe Tourengeher, die vom Hochtour rübergekommen sind und die gigantische Rinne abfahren. Ist auch kein Wunder, weil es wieder ein Genuss der besonderen Art ist: bester Firn und eine nicht enden wollende Halfpipe.

Als wir wieder alle vier zusammentreffen, stellen wir fest, dass Rainer und ich nicht unbedingt auf dem Gipfel am Moderegg waren, sondern 80 Höhenmeter auf einem Noname standen. Peter und Max standen dafür am Moderegg, aber – wie bitter – kein 3.000er. Gott sei Dank standen sie schnell über diesem Schock drüber.

Abfahrt bei 1 cm Firn

Am Rauriser Tauernhaus kam uns dann Petra entgegen, die ihr Programm für heute etwas abänderte und eine Radtour machte, um für die anstehende Glocknerumrundung alle Kräfte zur Verfügung zu haben. Nach einem Bierchen reiteten wir auf unseren Stahlrössern wieder zum Auto zurück.

Letzer Blick zurück zur Weißbachrinne

Nun kam die große Herausforderung: 2 Autos, die propevoll waren umpacken: in Peters Auto kommen alle Radl und das Gepäck und in Maxens Auto kommen 5 Paar Ski, Stöcke, Pickel, Rucksäcke, Skischuhe, damit wir mit einem Auto nur die Glocknerstraße befahren brauchten.

In Fusch gingen wir noch zum Essen und dann war erst einmal ein Anschiss vom Glocknerstraßenmautmann dran: 19:15 Uhr schließt der Einlass und wir kamen 7 Minuten später an die Schranke, weil wir dachten, dass es bis 20 Uhr geht. Mit viel Schimpfen ließ er uns dann jedoch doch noch gewähren.

Wir übernachteten im DAV Glocknerhaus, welches schön renoviert ist und einen tollen Wintergarten mit Glocknerblick hat. Der neue nette Pächter war an diesem Abend leider etwas unglücklich, weil er noch die Bergwacht alarmieren musste, da sich ein einzelner, sehr guter Skitourengeher noch nicht wieder eingefunden hatte. Noch in der Nacht startete ein Hubschrauber mit Wärmebildkamera, aber ohne Ergebnis.

 

 

 

Mittwoch, 11. Mai 2011

Gemütlich geht´s in den Tag – Frühstück gibt´s im Glocknerhaus erst um 6:30 Uhr, danach fahren wir auf die Kaiser-Franz-Josefs-Höhe, parken das Auto im Parkhaus des Besucherzentrums.

Petra und Gudrun mit dem Großglockner im Hintergrund

 

Auf dem Gamsgrubenweg, wo im Sommer haufenweise Klapperl-Touristen flanieren, tragen wir mutterseelenallein unsere Skier an der ehemaligen Hoffmanshütte vorbei bis zum ersten Schneefeld.

Peter und Reiner auf dem Weg zur Oberwalderhütte, Hintergrund Johannesberg

Ausgangspunkt für die vermeintliche Glockner-Umrundung wird der Winterraum von der Oberwalderhütte 2973m. Gudrun hat tags zuvor mit dem Wirt gesprochen, der war sehr nett und hat ihr so manches Geheimnis verraten…

Alles Unnötige für die Tagestour lassen wir im Winterraum, heut´ ist vorerst der Johannisberg 3460m unser Ziel. Um 13:00 stehen wir auf dem Gipfel – leider im Nebel.

Johannisberg 3460m vl. Peter, Reiner,Petra und Gudrun

 

Abfahrt zur Oberwalder Hütte mit Pasterzengletscher

Als wir wieder auf der Hütte ankommen, bereitet unser Service-Mann ein leichtes Nudelgericht zu. Gudrun kümmert sich derweil um die fachgerechte Mülltrennung und Entsorgung desgleichen, heizt uns ordentlich ein. Rainer zieht um die Hütte und sammelt (Bau)Brennholz, welches Max lautstark im Bettenlager zersägt.

Oberwalder Hütte 2973m

Die ganze Zeit schon weiß der Wetterbericht nicht recht, was er voraussagen soll, gackert hin und her, man möcht meinen, unser Peter steckt im Radio. Wir ahnen nix Gutes: Nachmittag zieht es zu, graupelt und schneit. Unsere Glockner-Umrundung rückt wohl in weite Ferne.

 

Donnerstag, 12. Mai 2011

Es hat sich wettermäßig über Nacht nichts getan, wir müssen eine Alternative suchen. Von der Oberwalderhütte aus könnten wir das Eiskögele besteigen. Leider ist der Schnee mehr als schlecht - es hat keinen Sinn, wir brechen die Tour auf dem Pasterzenboden ab und fahren über die Pasterze zurück Richtung Franz-Josefs-Höhe.

Umdrehen auf dem Pasterzengletscher, im Hintergrund Eiskögele

 

Die Pasterze oder besser gesagt was noch davon übrig ist

 

Nachdem wir die Schier gewaschen haben - es wird wohl für die meisten die letzte Tour der Saison gewesen sein – machen wir uns an den Aufstieg zur FJ-Höhe. Ich weiß, dass die Gletscher schwinden, so richtig anschaulich wird es aber, als wir die Markierungs-Tafeln im 5-Jahres-Abstand sehen. Es ist ein bedrückendes Szenarium. Welche Eismassen müssen hier einst den ganzen Talkessel ausgefüllt haben…

Am Ende der Pasterze im Hintergrund der Johannesberg

Wir haben genug vom Schnee, wollen endlich blühende Blumen und grüne Bäume sehen. Also steuern wir Peters Alm in den Leoganger Steinbergen an. Vorher besorgen wir aber noch (festen und flüssigen) Proviant für die kommenden Tage.

Beim Peter auf der Hütte

 

Freitag, 13.Mai 2011

In der Nacht hat es ziemlich geregnet, die Felswände sind zwar noch nass, aber das Wetter wird gut. So entscheiden wir uns für eine MTB-Tour und lassen die Kletterpartie sausen.

Peter ist heute unser Guide, wir können direkt von der Alm mit dem Radl wegfahren, wollen die Leoganger umrunden. Weit kommen wir nicht, erste Station ist ein Kieswerk bei Hochfilzen 959m. Da gibt´s Kaffee für uns, der Verwalter ist ein alter Spezl vom Peter.

Am Biathlon-WM-Zentrum und Truppenübungsplatz vorbei fahren wir noch auf einem asphaltierten Weg, ab dem Römersattel 1202m geht´s dann endlich zur Sache: eine ganze Stunde sind wir am Römerbach entlang auf einem Trail unterwegs, bis wir an der Vorderkaserklamm vorbei und schließlich am Tauernradweg ankommen.

Bei traumhaftem Wetter gibt´s noch Kaffee und Kuchen, dann fahren wir zurück auf die Drexler-Alm.

 

 

Vorderkaserklamm Wanderweg oder Fahrweg?

 

Vorderkaserklamm ein herrlicher Trial

 

Der Küchenchef

 

 

Samstag, 14. Mai 2011

Wir sortieren nach dem Frühstück unser ganzes Zeug wieder auseinander, die Autos werden aufgerüstet, die Alm sauber gemacht. Von Westen kommt´s ganz schwarz daher.

Resümee: Klettern, Ferienwohnung, Radl fahren, Skitour, zelten, radeln, Skitour, Glocknerhaus, Ski tragen, Skitour, Winterraum, Skitour, Drexler-Alm, MTB-Tour…

Was fehlt? Eine Kletterpartie mit aufziehendem Gewitter!

Das schenken wir uns. So einen abwechslungsreichen Urlaub muss man erst noch mal machen. Wir fahren heut heim.

Schön war´s…!

Nach solchen Tagen sollst du ruhen

 

 

Bericht: Gudrun Coulon und Petra Jirowetz