Terrassenfelder, Mumien und ein aktiver Vulkan
Eine Reise durch das südliche Peru 2019
Weil wir alle schon seit Jahren Spanischkurse belegen, organisieren und planen wir eine Kultur- und Wanderreise durch das südliche, spanisch sprechende Peru.
Am Mittwoch, den 19. Juni startet früh am Morgen das Flugzeug von München über Paris und Lima nach Arequipa (2300 Meter).
Wir holen unser Auto ab und checken 25 Stunden, nachdem wir daheim aus der Haustüre gegangen sind, in einem einfachen Hostal ein.
(„Duschkopf“)
Vor dem Schlafen gehen schlendern wir durch die Gassen und essen an einem der unzähligen Straßen-Läden eine typische Mahlzeit: Nudeln, Reis, Maiz (was wir falsch interpretiert haben: es sind Geflügelinnereien!).
(typische Straßen-Läden)
Donnerstag, 20. Juni: der Plan ist, dass wir nach Puno am Titicacasee fahren, auf dem Weg dorthin eventuell ein bisschen wandern. Doch es kommt ganz anders. Es wird gestreikt, wir haben stadtauswärts eine LKW-Straßensperrung. So suchen wir uns eine alternative Route. Was wir aus der Karte nicht herauslesen: wir haben über hundert Kilometer Schotterpiste vor uns und müssen über einen Pass mit einer Höhe von 4200 Metern, an dem auch noch ein Einheimischer mit seiner LKW-Panne kämpft und für ein paar Stunden die schmale Straße blockiert.
(hier stecken wir auch wieder fest)
(Panne auf 4200 Metern und internationaler Straßenbautrupp)
An einem scheinbar gottverlassenen Dorf essen wir zu Mittag und schauen den Kindergartenkindern und Schülern zu, wie sie anlässlich einer Geburtstagsfeier das stramme Marschieren üben.
(ein für unser Empfinden sehr eigenartiger Anblick)
(Konversation nur auf Spanisch möglich)
Für die 300km brauchen wir den ganzen Tag, die Autofahrt durch die Industriestadt Juliaca erfordert höchste Konzentration und längst ist es dunkel, als wir unsere Unterkunft in Puno (3800 Meter) erreichen. Dort buchen wir für den nächsten Tag noch schnell eine Schifffahrt auf dem Titicacasee, bevor wir zu Abend essen.
Freitag, 21. Juni: Am Morgen werden wir in einem Sammeltaxi an den Hafen von Puno gebracht.
(Panflötenspieler…gehört eben auch zu Peru)
Mit einem schon etwas in die Jahre gekommenen Boot werden wir zu den Uros-Inseln gebracht und lernen dort den Alltag der Einwohner kennen.
(Leben auf den winzigen, künstlichen Inseln)
Danach fahren wir weiter zur Insel Taquile, nehmen dort ein Mittagessen ein und nach vielen Informationen und einem kurzen Spaziergang geht es wieder zurück in unsere Unterkunft.
(oben und unten: Jung und Alt)
(die strickenden Männer von Taquile)
(Blick über den Titicacasee auf die Cordillera Real, Bolivien)
Samstag, 22. Juni: Heute fahren wir nach Cusco, es liegen fast 400km Autofahrt vor uns. Ein kurzer Abstecher nach Lampa geht sich zeitlich noch aus. Dort besichtigen wir die Iglesia de Santiago Apostol. Vor der Kirche versammelt sich soeben eine Hochzeitsgesellschaft mit prächtigen Gewändern.
(Hochzeitsgesellschaft)
Drinnen befindet sich ein Kuppeldach, in welchem sich unzählige Skelette und Schädel eng aneinanderreihen.
(unzählige Skelette und Schädel)
Außerdem ist in der Kirche ein „caballo secado blanco“ – also ein ausgestopftes weißes Pferd – zu bestaunen. Bei einem Spaziergang entlang eines kleinen Kreuzweges kommen wir zu einer Christus-Statue auf einem kleinen 4000er, dann setzen wir unsere Fahrt fort. Wir kommen an einem Feld vorbei, auf dem mit den Ochsen gepflügt wird,
(Kartoffelernte auf weit über 3000 Metern Höhe)
später sehen wir auf einer Wiese Pferde beim Dreschen.
Unser Tag endet mit einem Abendessen, der Besichtigung der Kathedrale und einem nächtlichen Bummel durch Cusco (3400m).
(Cusco, 3400 Meter hoch, 428.000 Einwohner, wunderschöne Stadt)
Sonntag, 23. Juni: Die ersten Inti Reymi Umzüge zu Ehren des Sonnengottes finden statt. Mittags fahren wir mit dem Taxi zur Anlage Tambomachay, einem Wasserheiligtum aus der Inkazeit auf 3800m Höhe.
(Tambomachay)
Zu Fuß geht es weiter nach Puka Pukara, einer Militärruine, die aus großen Mauern besteht. Von dort fahren wir mit dem Bus bergab nach Quenquo und wandern schließlich nach Sacsayhuaman, einer der bedeutendsten Sehenswürdigkeiten aus der Inkazeit. Oberhalb der Stadt Cusco haben sich tausende Einheimische kleine Lehmhügel gebaut, in denen sie Kartoffeln garen, während sie auf den Beginn der Umzüge warten.
(warten auf das große Fest)
(Sacsayhuaman 3600m, Bauzeit zweite Hälfte des 15. Jhdts)
(„Inka-Vergnügungspark“?)
Wieder zurück in Cusco ist die ganze Stadt in heller Aufregung wegen des bevorstehenden Inti Reymi Festes am folgenden Tag.
(oben und unten: farbenfrohe Umzüge in Cusco)
Montag, 24. Juni: Am frühen Vormittag positionieren wir uns vor dem Sonnentempel Coricancha und schauen das Spektakel rund um den Einzug des Sonnengottes an.
(Einzug des Sonnengottes)
Nach einem Mittagessen machen wir uns auf den Weg nach Cachora 2900m, dem Ausgangspunkt zu unserem Trek.
(offene Küche auf dem Weg nach Cachora)
Wir haben uns Zimmer in einer zauberhaften Hacienda genommen.
(wunderschöne Unterkunft CasaNostra Choquequirao)
Dienstag, 25. Juni: Um 7:30 Uhr werden wir mit dem Taxi nach Capuliac gebracht.
(Capuliac 3000m, von hier Abmarsch)
Wir wandern mit schwerem Gepäck 1400HM bergab, überqueren den Fluss Apurimac und gehen auf der anderen Seite wieder die 1400Hm bergauf.
(wir müssen ins Tal absteigen, den Apurimac über eine erneuerte Brücke überqueren und auf der anderen Talseite wieder hinauf)
In Marampata, einem kleinen Bergdorf, welches auf die noch wenigen Touristen angewiesen ist, schlagen wir unsere Zelte auf. Die Herberge ist einfach, aber das ältere Ehepaar ist sehr nett, bekocht uns und erzählt von seiner Familie.
(oben: der Zeltplatz, unten: Spüle, Küche und Esstisch)
(Innenausstattung des Esszimmers, nach dem anstrengenden Tag waren wir völlig zufrieden und das Essen war lecker)
Mittwoch, 26. Juni: Mit leichtem Rucksack wandern wir die restlichen Kilometer zur Ausgrabung Choquequirao. Wegen der Ähnlichkeit in Aufbau und Architektur wird sie auch “Schwester Machu Picchus” genannt. Man vermutet, dass die gesamte Anlage größer als das weltberühmte Machu Picchu ist. Da Choquequirao aber bis dato nur über diesen langen Trek zu erreichen ist, sind wir fast allein an diesem zauberhaften Ort, der auch bekannt ist für seine Lama-Terrassen.
(Choquequirao)
(Lama Terrassen von Choquequirao)
Nach der Besichtigung kehren wir nach Marampata zurück, bauen unser Zelt ab und wandern zurück bis Playa Rosalinda, dem Campingplatz am Tal-Ufer des Apurimac.
(Playa Rosalinda 1600m – unser tiefster Punkt der gesamten Reise)
(Gartenschlauch: Waschgelegenheit und Spüle)
Donnerstag, 27. Juni: Um der großen Hitze zuvor zu kommen, marschieren wir bereits um 6 Uhr in der Früh los, um die 1400HM hinter uns zu bringen. Es läuft gut und wir erreichen bereits nach 5 Stunden den Ausgangspunkt Capulyac. Weil grad im Moment ein freies Taxi vor Ort ist, sind wir am frühen Nachmittag wieder in unserer schönen Hacienda „CasaNostra“ in Cachora. Wir checken nochmals ein und besichtigen das Dorf. Die Besitzer der Hacienda freuen sich mit uns, entzünden für uns ein Lagerfeuer und wir feiern ein bisschen.
(wir genießen den Abend mit Blick auf den Salcantay 6264m)
Freitag, 28. Juni: Heute fahren wir nach Urubamba.
(„LKW-Raststätte“ auf dem Weg ins Urubamba-Tal: hier werden am frühen Vormittag schon die Schweinshaxn und Kartoffeln gekocht)
Auf dem Weg dorthin bleiben wir an dem Bauernmarkt stehen, der uns schon bei der Hinfahrt gefallen hätte. Eine höchst interessante Angelegenheit…
(meistbietend zu versteigern…)
(Fisch, Fleisch, Geflügel – und der Hund unter dem Tisch freut sich)
(Pollo (Gickerl) und Trucha a la plancha (Forelle): da war´s wirklich richtig lecker!)
Nach Besichtigung und Mittagessen auf dem Markt liegt Chinchero auf dem Weg.
(oben und unten: Chinchero 3760m, Sommersitz der Inkas)
(die Kartoffeln werden nachts so lange auf der Erde ausgebreitet und unter Tags wieder aufgeschüttet, bis sie von der Kälte gefriergetrocknet sind)
Danach sind die Salzterrassen von Maras, dem „weißen Gold der Anden“, an der Reihe.
(Salzterrassen von Maras)
Nächstes Ziel sind die Terrassenfelder von Moray, bevor wir unsere Unterkunft in Urubamba erreichen.
(Terrassenfelder von Moray)
Samstag, 29. Juni: Auch die Inkaruinen von Ollantaytambo stehen auf unserem Programm und wieder wurde die Festung spektakulär in den Hang gebaut.
Während unserer Besichtigung beobachten wir, wie auf dem Festplatz Stühle und eine Bühne aufgebaut werden und – siehe da – wieder können wir ungeplant einen Umzug verfolgen.
(Mittagessen auf dem Plaza in Ollantaytambo)
Nach dem Mittagessen auf dem Plaza fahren wir zurück nach Cusco. Auf der Fahrt kommen wir noch an der früheren Inka-Bergfeste Pisaq 3500m vorbei.
Sonntag, 30. Juni: Nach der Besichtigung eines Museums kommen wir wieder in den Tumult von Umzügen. Zuerst marschieren Militärs, dann Polizei, Lehrer, Angestellte des Gesundheitswesens und so weiter. Jetzt reicht es uns langsam mit dem Rummel und wir verlassen die eigentlich doch so schöne Stadt. Auf der Fahrt nach Pitumarca, unserem nächsten Nächtigungsort, kommen wir an den Terrassenfeldern von Tipón mit einem ausgeklügelten Bewässerungssystem vorbei.
(oben und unten: Tipón 3450m)
(oben und unten: Unterkunft in Pitumarca 3600m, unserem Ausgangspunkt zum Regenbogenberg)
Montag, 01. Juli: Um 5 Uhr früh verlassen wir Pitumarca, fahren 35 Kilometer Schotterpiste zu einem Parkplatz und erreichen nach einer guten Stunde den Gipfel des Regenbogenberges Vinicunca.
(unser Weg zum Regenbogenberg, eisig kalt war´s früh morgens)
(noch einsam auf dem Regenbogenberg)
Gut, dass wir so früh dran sind. Wir wundern uns schon die ganze Zeit, wo wohl die angeblichen Touristenmassen bleiben. Als wir in das gegenüberliegende Tal hinunterschauen, sehen wir sie hochkraxeln. Aber da machen wir uns schon bald wieder an den Abstieg.
(Alpacas beim Regenbogenberg)
Weil der Weg nach Chivay sehr weit ist und wir doch müde von dem Tag sind, machen wir einen Zwischenstopp in Espinar.
Dienstag, 02. Juli: Die Straße nach Chivay führt uns über einen Pass mit einer Höhe von 4800 Metern. Als wir aussteigen und uns die Beine vertreten, bemerken wir zum ersten Mal, dass der Vulkan Sabancaya große Aschewolken ausstößt.
(Sabancaya, 5976m hoch)
Was wir zu diesem Zeitpunkt noch nicht wissen: dieses Schauspiel wird uns bis zum Ende unserer Reise begleiten. In Chivay (3635m) suchen wir uns ein Hostal.
Mittwoch, 03. Juli: Heute fahren wir in den Colca-Canyon, um die Anden-Kondore zu sehen. Weil wir ein bisschen später dran sind als die Sammeltaxen aus Cusco und Arepuipa, haben wir das Tal, den Cruz del Condor und alle anderen Miradores für uns allein. Wir genießen die Stille und fürchten schon, dass die Kondore bereits abgeflogen sind. Aber plötzlich steigen die Könige der Lüfte aus dem Canyon auf und schweben majestätisch über unseren Köpfen in den blauen Himmel.
An den Kakteen neben uns beobachten wir Kolibris. Tief beeindruckt und ergriffen von den perfekten Flugkünsten beider grundverschiedenen Vogelarten fahren wir durch das Tal und kehren dann wieder zurück nach Chivay.
Donnerstag, 04. Juli: Wir verlassen Chivay und wollen uns langsam Arequipa nähern, da wir noch den LKW-Streik des ersten Tages im Hinterkopf haben. Wir kommen wieder über den Mirador de los Andes. Während die anderen noch auf dem Parkplatz Fotos vom immer noch spuckenden Sabancaya machen, erkunde ich die Gegend und beschließe: wir haben heute genügend Zeit für eine Wanderung zu einem der umliegenden Gipfel. Das GPS wird eingesteckt, ein leichter Rucksack gepackt und los geht´s. Nach zwei Stunden Wanderung erreichen wir einen schönen Aussichts-Gipfel mit einer Höhe von 5250 Metern und erklären diesen zu unserem Tagesziel.
(namenloser Gipfel, 5250m hoch)
Wir gehen zufrieden zurück zum Auto und setzen unsere Fahrt nach Arequipa fort.
Freitag, 05. Juli: Erstes Ziel in Arequipa ist das Kloster Santa Catalina. Bei einer sehr interessanten Führung werden wir durch das bunt bemalte Gemäuer geführt und erfahren viel über das Klosterleben vor und nach der Säkularisation.
Weiter geht es ins Museo Santuarios Andinos. Hier wird unter anderem die getrocknete Mumie eines 14jährigen Mädchens aufbewahrt, welche Mitte des 15. Jahrhunderts auf 5000 Metern Höhe den Göttern geopfert wurde. Danach suchen wir noch die Markthalle auf und stürzen uns in das Sammelsurium aus riesigen Obstständen, stinkenden Fleischmärkten, Stoffläden und Lama-Föten-Verkäufern.
(zur Auswahl stehen Blumen, Spielzeug und Lamaföten)
Wir beenden unseren Tag in Arequipa und schlendern zum Hotel zurück.
Samstag, 06. Juli: Nach einem gemütlichen und leckeren Frühstück verlassen wir das Hotel, geben am Flughafen unser Auto zurück und treten unsere Heimreise an.
(unser Auto; sehr wichtig: unterboden- und vollkaskoversichert!)
Am Sonntag, den 07. Juli am späten Nachmittag sind wir wieder daheim.