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Mitglieder der Sektion Gangkofen waren 4 Wochen in Bolivien und bezwangen acht
6000er.
Den
Anstoß für die Anden-Expedition gab Markus Prechtl, ein guter Bekannter der
Sektionsmitglieder. Markus wird dieses Jahr 60 Jahre alt und hat zu seinem
Geburtstagsjahr etwas Außergewöhnliches vor. Er will 60 Stück von den insgesamt
130 Sechstausender-Gipfeln Südamerikas besteigen. Ob ihm das gelingt, wird sich
noch zeigen.
Mitte
Mai brach eine Gruppe von 16 Bergsteiger nach Bolivien auf .darunter die
Mitglieder der Sektion Gangkofen, Max Altmannshofer aus Massing, Gudrun Coulon
aus Altötting, Christa Baumann aus Passau, Peter Drexler aus Dingolfing, Hackl
Helmut aus Burgkirchen und Georg Wiest „Der Ausrüster“aus Wört/Donau, um Markus
bei seinem Vorhaben zu begleiten. Er hatte für diese Zeit Gipfel in Bolivien
mit über 6000 m geplant.
Zuerst
ging es über London, Sao Paulo,
Sau Paulo
Um
nicht höhenkrank zu werden, mussten wir uns (11 Männer und 5 Frauen) erst
einmal akklimatisieren. Dazu ging es ins tiefergelegene La Paz, in das im
Zentrum der Stadt und auf 3600m gelegene Aparthotel „Camino Real“. Es diente in
den ersten Tagen zum Akklimatisieren und später immer wieder als Stützpunkt.
Unverzichtbar
war der Besuch des größten Marktes Südamerikas in El Alto, der jeden Sonntag
stattfindet und des Hexenmarktes in La.Paz. In dem überaus bunten Treiben und
dichtem Gedränge ist es empfehlenswert außer ein paar Bolivianos, das ist die
dortige Währung; nichts mitzunehmen.
Nach
2 Tagen im Getümmel der bolivianischen Großstadt ging es zur weiteren
Höhenanpassung nach Copacabana, aber nicht an den Strand von Rio, sondern zu
der Stadt am Titicaca-See. Mit 8288 Quadratkilometer ist der gigantische See,
dessen Wasserspiegel auf 3820 m über Meer sich befindet, 15 mal so groß wie der
Bodensee und flächenmäßig der zweit-größte See der Welt.
Noch
am gleichen Tag wurde der Gipfel Titicaca 3972m bestiegen, auf dessen Gipfel
sich eine alte Opferstätte der Inka befand. Bei angenehmen 20°C genossen wir
den Blick auf die Stadt mit 5000 Einwohnern und die Basilika, die das Zentrum
des größten Walfahrtortes Boliviens ist (sozusagen das Altötting von Bolivien).
Unvergesslich war auch der Sonnenuntergang über den tiefblauen und bis zum
Horizont reichenden See.
Schon
bei Sonneaufgang fuhren wir mit einem gecharterten Boot zur 2 Stunden
entfernten Isla de Sol (Sonneninsel). Auf der 14,3 Km² großen Insel leben 2000
Menschen. Eine Wanderung über den gesamten Höhenrücken der Insel sollte die
Akklimatisierung beschleunigen. Als Bergsteiger durfte natürlich das Besteigen
des höchsten Punktes der Insel dem Cerro Chequesan 4.075 m, der sich 265 m über
das Niveau des Titicacasees befindet, nicht fehlen.
Am
nächsten Tag ging es weiter über Tiahuanaco, der zweitgrößten Inka-Ausgrabungsstätte
nach Machu Pichhu/Peru, zurück nach La Paz.
Nach
5 Tagen Sightseeing und Höhenanpassung wurde es erst. Inzwischen war Pedro, ein
peruanischer Bergführer und Koch zu uns gestoßen. Er hatte bereits mit Markus
den großen Verpflegungseinkauf für 16 Personen und 11 Tage getätigt. Mit
vollgepackten Jeeps ging es nun Richtung Chile zur 300 Km entfernten Bergkette
der Cordillera Occidental, die im Nationalpark. Sajama liegt.
Nach
einem Lager im Talgrund, umzingelt von 100 Lamas und Alpakas, stiegen wir ins
Basislager der Payachatas (Zwilling) auf.
Das Lager in der nähe von Sajam mit den beiden Bergen Parinacota 6342m links und Pomerape 6232m rechts
Viele
aus der Gruppe waren dann heiß“ auf den ersten Gipfel, und so wurde am nächsten
Morgen von der Hälfte der Truppe der Parinacota ohne weiteres Hochlager in
Angriff genommen. Von den 8 Bergsteigern erreichten 6 den Gipfel, darunter das
Sektionsmitglied Christa Baumann.
Der
andere Teil der Gruppe, darunter Gudrun Coulon, Max Altmannshofer und Peter
Drexler, wollte mit einem Hochlager den Gipfel machen. Doch kurz bevor sie
aufbrachen hatte der starke Wind Sturmstärke erreicht und dann flogen auch
schon die ersten Zelte.
Bis
zum Eintreffen der völlig erschöpften und von Sturm gepeitschten Gipfelstürmer
hatten sie alle Hände voll zu tun, um die Zelte und vor allem das Küchen- und
Mannschaftszelt zu sichern. An einen Aufstieg war nicht mehr zu denken.
Während
der Nacht wurde der Sturm zum Orkan und zu allem Übel setzte noch Schneefall
ein. Es war aus mit lustig, als wird dann um 1 Uhr Nachts bei
Windgeschwindigkeiten von weit über 100 Km das in Teilen zerrissene
Mannschaftszelt abbauen und alles vor dem Wegfliegen sichern mussten. Am Morgen
blieb nichts anderes übrig, als ins Tal abzusteigen und eine feste Behausung zu
suchen.
In
einem kleinen 30 Seelen Dorf auf gut 4000 Meter konnten wir uns einquartieren
und einen Ruhetag einlegen. Dieser war dringend notwendig, weil fast die Hälfte
an Durchfall litt. Es wurde beschlossen die Strategie zu ändern. Ein Jeep soll
uns am Morgen, noch bei Dunkelheit, so weit wie möglich hoch bringen, um in
einem Tag die Gipfel zu besteigen. Wir bildeten wieder 2 Gruppen, eine wollte
auf den Pomerape 6232m und die anderen auf den Parinacota 6342m. Doch beim
Aufbruch schaute es anders aus, von der Parinacota-Gruppe blieb nur noch Gudrun
und ich über, der Rest war krank. Weil es Gudrun auch nicht gut ging, mussten
wir in 5850m umdrehen. Die 6 Personen aus der Pomerape Gruppe erreichten den
Gipfel, darunter Baumann Christa und Wiest Georg.
Standortwechsel
war angesagt, so wanderten wir nach Sajama, um Nationalpark Sajama und den
gleichnamigen Berg zu besteigen.
Als
erstes wurde ein Ruhetag eingelegt. Wir besuchten die nahegelegen heißen
Quellen, in denen wir uns wieder erholten.
Körperpflege in den heißen Quellen
Der aktive Vulkan Guallatiri 6071m
Normalerweise
geht man diesen Berg mit einem Basislager und einem Hochlager, aber wegen des
Zeitmangels beschlossen wir ohne Basislager direkt ins Hochlager aufzusteigen.
Es mussten 2 Gruppen gebildet werden. Gudrun, Peter und ich schlossen uns der
zweiten Gruppe an, so hatten wir noch einen Tag zum Erholen.
Mit
einem Jeep fuhren wir in ein kleines Seitental, um zu den Geysiren zu gelangen.
Dabei mussten wir, wie schon so oft, Flüsse durchqueren, da es keine Brücken
gibt.
Aus
Hunderten von Löchern zischte und brodelte es und stiegen Dämpfe auf. Ein
Naturschauspiel und mysteriöse Welt zugleich.
Als
beim Zurückfahren ein schweres Gewitter über den Sajama aufzieht und zum
vereinbarten Zeitpunkt kein Funkkontakt zustande kommt, waren wir etwas bange
um unsere Kameraden.
Tags
darauf brechen wir auf, zuerst geht es noch mit dem Geländefahrzeug bis auf
4300m hoch. Unsere gesamte Ausrüstung, ca. 20 Kg pro Mann, wurde dort auf Eseln
umgeladen, die es bis ins Basislager trugen Dort warteten bereits einheimische
Träger auf uns, die einen Teil unseres Gepäckes ins Hochlager auf 5680m trugen.
Fast
zeitgleich trafen wir uns mit der anderen Gruppe, die alle den schwierigen
Gipfel bei Null Sicht erreichten. Dabei auch Christa und Georg.
Nachdem
ein Gewitter an uns vorbeigezogen war und wir einen traumhaften Sonnenuntergang
über dem Altiplano (so nennt man das bolivianische Hochland) genießen durften,
waren wir sehr zuversichtlich für den nächsten Tag.
Doch
meistens kommt es anders und schneller als man denkt. Gegen Mitternacht setzte
wieder ein gewaltiger Höhensturm ein, und wir sahen keine Chance den Gipfel
über die 50° steile Eiswand zu erreichen. So mussten wir unvollrichteter Dinge
ins Tal und zurückfahren nach La Paz.
Nun
war wieder Erholung im Hotel in La Paz angesagt, um gestärkt die Gipfel der
Cordillera Real in Angriff zu nehmen. Anders als in Sajama handelt es sich hier
um ein Faltgebirge, ähnlich der Alpen und nicht um Vulkanberge.
Mittlerweile
waren vier neue Teilnehmer aus unserer Heimat hinzugekommen, davon war einer
das Sektionsmitglied Helmut Hackl aus Burgkirchen: der dritte Mann mit 8000er
Erfahrung neben Michael Fuchs aus München und Expeditionsärztin Anita Maruna
aus Salzburg.
Unser nächstes Ziel war der Huayna Potosi, der majestätisch über El Alto tront.
Wieder hieß es sehr früh aufstehen, denn der Gipfel sollte in einem Rutsch ohne Basis- oder Hochlager gemacht werden und 1600 Höhenmeter sind in dieser Höhe kein Papenstill. Über viele Spalten, Eisflanken und zum Schluss noch einen sehr ausgesetzter Firngrat erreichten wir bis auf eine Teilnehmerin alle den Gipfel. Bei 10°C windstillem, wolkenlosen Himmel und grandiosem Fern- und Tiefblick war uns allen klar, warum der Huayna Potosi 6088m zu den schönsten und meistbesuchten Bergen Boliviens zählt.
Noch am gleichen Tag fuhren wir mit dem Bus ins 200 Km entfernte Sorata hinunter, denn das kleine Städtchen liegt nur auf 2700 m an den Hängen der Anden. Das 2500 Einwohner zählende Bergdorf ist mit Recht das schönste Bergdorf Boliviens.
Die feuchte Luft vom Amazonas-Urwald wird hier gegen die steilen Anden-Berge gedrückt und verursacht mit viel Regen ein tropisches Klima und urwaldähnliche Vegetation.
Unser Ziel ist hier der 6425 m hohe Ancohuma, der mit dem Illampu 6368m als schönster Teil der Cordillera Real gilt.
Das größte Problem was wir hatten, war die Zeit. In 3 Tagen wollten wir den Berg besteigen, der als ziemlich schwierig gilt. Die einheimischen Bergführer meinten aber unter 6-7 Tage ist er nicht zu machen. Noch von den Strapazen des Potosi gezeichnet, blieben mehrere im Tal, darunter auch Gudrun. Der Rest fuhr noch am Abend mit einem Geländefahrzeug bis ins Basecamp, das nur auf 3400m lag.
2000 Hm Anstieg waren am nächsten Tag angesagt. Da hatten noch einmal ein paar die Segel gestrichen, darunter Peter und ich, die als Alternative einen namenlosen Aussichtsberg von 4020m bestiegen. Die Hälfte der Gruppe erreichte den Gipfel des Ancohuma, darunter wieder die Sektionsmitglieder Christa, Georg und Helmut.
Die Gudrun, die wie ich seit 3 Jahren Spanisch lernt, organisierte eine Fahrt in den 550 Km südlich von La Paz gelegenen Salar de Uyuni. Die 11-stündige Fahrt mit dem Nachtbus wird uns ewig in Erinnerung bleiben. Als erstes fiel die Heizung aus und bereits nach 1 Stunde waren Eisblumen an den Fenstern. Ab Mitternacht war an Schlafen nicht mehr zu denken, weil die Hälfte der Strecke Schotterpiste war.
Als wir um 6 Uhr morgens in Uyuni ankamen, hatte es Minus 20°C. Da sich Bolivien südlich des Äquators befindet, ist derzeit Winter dort. Über eine der zahlreichen Agenturen buchten wir eine 3-tägige Rundreise durch den Nationalpark mit Besichtigung eines Eisenbahnfriedhofs, der Silberstadt San Cristobal, dem Valley of the Rocks, Gysiere und verschiedenfarbigen Lagunen, wo sich auch pinkfarbige Flamingo´s tummelten.
Die 4 Nachkömmlinge hatten noch 2 Wochen länger Zeit. Helmut Hackl ist es noch gelungen den 6439 m hohen Illimani bei La Paz sowie in Peru den 6093m Jatunhuma und den 6336m Ausangate zu bezwingen.
ist 3 Mal so groß wie Deutschland, hat aber nur 10 Millionen Einwohner. Die Bewohner sind Indios, davon leben 80% im Andenhochland, dem Altiplano, zwischen 3000-4000 Meter, was 1/3 der Landesfläche ausmacht. Die Landessprache ist Spanisch. Bolivien ist das ärmste Land Lateinamerikas und eine Reise wert - nicht nur für Bergsteiger.
Bericht:
Max Altmannshofer